Zucker - mein weißes Gift

Ich gestehe - ich bin ein absoluter Süßschnabel. Zucker geht immer, Schokolade noch mehr. Ich kann auch nicht Maß halten. Wenn ich eine Tafel Schokolade angefangen habe, esse ich nicht nur ein Stück oder einen Riegel. Nein, ich schleiche um den Schrank, bis ich die ganze Tafel aufgefuttert habe. Und dann kann ich noch Knoppers essen und Puddings und etwas normales zwischendurch.

Dabei mag ich durchaus gesundes Essen. Ich liebe Salate und Hülsenfrüchte, und wenn ich mich gut und clean ernähre, dann klappt es auch mit dem Zucker. Aber eine Abweichung - Kuchen auf dem Geburtstag, ein Glas Wein, ein paar Kekse, Schokoladenerdnüsse, Popcorn - und ich verfalle sofort in alte Gewohnheiten. Und ich finde auch kein Maß. Wie ein Monster mache ich mich über alles her, was süß ist, v.e. wenn es auch noch Schokolade enthält. Ich finde kein Ende, esse viel zu viel und will immer mehr.

Bis mein Körper dann streikt und mein Darm angesichts der Zuckermassen einfach rebelliert. Mein Verdauungssystem bekommt den Zucker nicht mehr verwertet, die Darmbakterien freuen sich und vergären den Kram, was zu kräftigen Blähungen und Krämpfen führt. Und ich kringel mich und ärger mich über mich selbst.

Und am nächsten Tag fühle ich mich wie verkatert. Als hätte ich am Vortag Schnaps in mich hineingekippt und nicht "nur" Schokolade oder Kekse. Und was will mein Körper in diesem Augenblick? Zucker. Mehr Zucker. Viel mehr Zucker. Mein komplettes Denken freht sich um Essen und Zucker, und ich fange an, sämtliche Schränke in meiner Umgebung nach etwas Süßem abzusuchen. Schokolade, Nutella, Marmelade, Eis, Kekse... Und dann kann ich endlich wieder normal denken. Bis sich das Zuckermonster wieder meldet und wieder gefüttert werden will.

Was passiert, wenn ich dem Zuckermonster nicht nachgebe? Zunächst einmal habe ich schlechte Laune, kann mich nicht konzentrieren, bin absolut unleidlich. Doch irgendwann ist es ruhig, zieht sich zurück, wartet. Es ist nicht weg, die Gier nach Zucker ist immer da. Und irgendwann, wenn die Gelegenheit günstig ist, schlägt es wieder zu. Und alles beginnt von vorne.

Was tun? Muss ich überhaupt was tun? Ist das nicht normal so? Kann ich das überhaupt umsetzen? Bei all den Feiern, auf die wir eingeladen sind? Fast alles Menschen essen doch schließlich Süßigkeiten ohne Probleme, das kann doch nicht so schlimm sein. Das mag vielleicht normal sein, aber damit ist es ja noch lange nicht gut. Und ich merke doch, dass es mir schadet. Ich merke die Krämpfe, den Kater, die Gier. Die Sucht. Zucker ist ein Suchtmittel, und es ist mein Gift. Und es fällt mir sehr, sehr schwer, zuzugeben, dass ich süchtig bin. Am liebsten möchte ich weinen, während ich diese Zeilen schreibe. Warum bin ich so schwach, dass ich immer wieder nachgeben muss?

Selbst jetzt fällt es mir schwer, liebevoll mit mir umzugehen und mich nicht zu verteufeln. Ich bin davon überzeugt, dass fast alle Menschen ein kleines Monster in sich sitzen haben. Bei manchen schreit es nach Zigarette, Alkohol, Spielen, Sex, Sport, Geld... Meines schreit nach Zucker, und irgendwie muss ich den Weg finden, das Monster zu streicheln, ohne seiner Zuckergier nachzugeben. Und zwar eins nach dem anderen. Ich bin kein Held, der von heute an alles anders machen kann. Ich bin ein Gewohnheitsmensch, dem es schwerfällt, Gewohnheiten zu verändern.


Mein Ziel für diese Woche: Keine Süßgetränke (auch kein Süßstoff) und ein ordentliches Frühstück ohne zugesetzten Zucker. Ich werde berichten, wie es mir gelingt. Und wie es mir geht.